Beschreibung
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die hospiz zeitschrift Ausgabe Nr. 68 (01/2016)
Liebe Leserinnen und Leser,
„Relax, I’m only here for the cake“ – unter diesem Motto findet in Oldenburg das sogenannte Death Café statt, wo die Gäste über die eigene Vergänglichkeit, den Tod und das Sterben ins Gespräch kommen können. Formate wie dieses gibt es mittlerweile weltweit. Sie sind Ausdruck eines neuen Umgangs mit schwe- rer Krankheit, Sterben, Tod und Trauer, der sich überall in der Gesellschaft zeigt und in den Kulturwissenschaften unter dem Begri einer „neuen Sichtbarkeit des Todes“ rmiert. Im vorliegenden Heft zeigt der Kulturwissenschaftler Thomas Ma- cho im Gespräch die Bedeutung der sozialen Medien und des Internets für dieses seit 25 Jahren sich ausbreitende Phänomen.
Wie sehr das Internet auch die Trauerkultur verändert hat, illustrieren der Beitrag von Dagmar Hänel, der einen Überblick über traditionelle Trauer- und Bestat- tungsrituale und deren Bedeutung für die Hinterbliebenen gibt, und die Beobach- tungen von Birgit Aurelia Janetzky, die den Trauermöglichkeiten und -praktiken im Internet nachgeht. Und welche produktiven Kräfte eine lebensverkürzende Erkrankung freisetzen kann, zeigt Peter Selg am Beispiel des Film- und Theaterre- gisseurs sowie Aktionskünstlers Christoph Schlingensief.
In der Hospizarbeit und Palliativversorgung gehören künstlerische Therapien selbstverständlich zu einer umfassenden Begleitung. Sabine Koch gibt einen Überblick über den Forschungsstand zu Therapieformen wie Musik-, Tanz-, Bewegungs-, Theater- und Kunsttherapie. Oliver Schultz berichtet aus einem kunsttherapeutischen Angebot für Menschen mit Demenz (einige Abbildungen im vorliegenden Heft sind dort entstanden) und überträgt so Kunstbetrach- tungsprojekte für dementiell erkrankte Menschen, wie wir sie aus dem MoMA in New York und dem Städel Museum in Frankfurt am Main kennen, in die Praxis.
Kunst und Kultur sowie Hospiz- und Palliativarbeit beein ussen und befruchten sich gegenseitig. Kunst ndet Eingang in die praktische Hospizarbeit (etwa durch Clownsvisiten im Hospiz oder durch Filmreihen wie „Filme vom Abschied“). Und die Hospizidee wiederum inspiriert Künstler wie Stefan Weiller, der mit seinen „letzten Liedern und Geschichten aus dem Hospiz“ ein Projekt zwischen Doku- mentation, Kunst, Theater und Musik gescha en hat.
Im Ergebnis trägt die Allianz von Kunst und Hospiz, die mit den vorliegenden Beiträgen nur angerissen werden kann, ganz im Sinne der Hospizidee zu ei- ner immer besseren Sichtbarkeit von Krankheit, Sterben, Tod und Trauer als – durchaus produktive – Aspekte des Lebens bei.
Ihre
Angela Hörschelmann