Beschreibung
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die hospiz zeitschrift Ausgabe Nr. 73 (02/2017)
Liebe Leserinnen und Leser,
der soziale Blick ist eine Grundvoraussetzung für Hospizkultur und Palliativversorgung, die wesentlich auch von Sorgekultur geprägt ist. Dass Sorge durch Facettenreichtum gekennzeichnet ist, zeigt sich darin, dass soziale Arbeit mehr ist als Sozialarbeit. In Zeiten von Individualisierung liegt die Gefahr, Individualität mit einem Egoismus zu verwechseln, der dem Anderen kein Ansehen mehr verleiht. Und hier setzt soziale Arbeit an – als Wegbereiter einer Verständigung zwischen den Welten.
Soziale Arbeit ist immer Arbeit von Menschen an, mit und für Menschen – ist also im Wesentlichen Interaktions- und damit „Beziehungsarbeit“ (Silke B. Gahleitner) in all ihren Facetten: Organisation, Koordination, Netzwerken, ebenso wie Beratung, Begleitung, konkrete Unterstützung in der Fallarbeit, Gefühlsarbeit, Machtbalancieren, Partei ergreifen u.v.a.m.; Sozialarbeiter brauchen somit einen breiten Strauß an Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kompetenzen, um alle diese Aspekte bei Bedarf ausfüllen zu können. Sie sind einerseits als Multitalente und Generalisten gefragt, andererseits verfügen sie als Spezialisten in der Regel über besondere Expertise für jenes Feld, in dem sie tätig sind: z.B. in der Jugendhilfe bis hin zum Strafvollzug – kurzum: Sie sind zumeist spezialisierte All-Rounder, die vieles im Blick haben und dabei doch immer den individuellen Menschen ins Zentrum rücken.
Die versammelten Beiträge zeigen, wie sich dieses anspruchsvolle, gleichsam allumfassende, idealisierte und in seiner Gesamtkontur wohl auch überfrachtete, letztlich unerfüllbare Bild von sozialer Arbeit zu dem Bereich Sterben, Tod und Trauer in Bezug setzen und konkretisieren lässt. Dies erscheint umso notwendiger, als derzeit in dem mittlerweile etablierten und sich weiter entwickelnden Feld von Hospizarbeit und Palliative Care soziale Arbeit zwar schon präsent ist und dabei mehr als „nur“ Sozialarbeit im Sinn eines enggeführten Spezialistentums umfasst, aber gleichwohl sich in noch undeutlicher Kontur, in unsicheren Positionierungen und prekären Strukturen bewegt.
Zu hoffen bleibt, dass das vorliegende Heft die Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen, über Profile und Probleme von sozialer Arbeit in der Versorgung und Begleitung am Lebensende befördert und damit hilft, diese Profession im Feld so zu positionieren, dass sie den Menschen, um die es geht, dient.
Wir danken allen Autorinnen und Autoren für ihr engagiertes Mitwirken!
Ihre Gerda Graf
Ihr Werner Schneider