Unsere Vorstellung vom Alter

Haben sich unsere Vorstellungen über das Altsein im Laufe von 30 Jahren verändert? Eine Studie der Humboldt Universität zu Berlin ist nun dieser Frage nachgegangen. Zu diesem Thema zu Rate gezogen wurden renommierte Studien aus den Zeiträumen Anfang/Mitte der 1990er Jahren und  Mitte/Ende der 2010er Jahre, die in Deutschland und den USA erhoben wurden.

Wir sprechen immer mehr über das Alter, das Altern und was wir machen müssen, damit wir gut versorgt sind. Viele Studien zeigen, dass die Alten heute gesünder, mobiler und selbstbewusster als Gleichaltrige von 20 oder 30 Jahren sind.

Das ist gut. Aber das ist nur die eine Seite.

Die andere Seite ist die eigene Sichtweise der älteren Menschen auf das Alt werden. Dazu wurde in den verschiedenen Zeiträumen den älteren Menschen die Frage gestellt: „Wie als fühlen Sie sich?“

Das  für die Forscher*innen erstaunliche Hauptergebnis war, dass in keinem der einbezogenen Indikatoren und in beiden Ländern keine Hinweise auf eine Verbesserung in den Alterssichtweisen von älteren Menschen beobachtet werden konnte. Trotz der Vielzahl an Verbesserungen für ältere Menschen, fühlen sich ältere Menschen heute selbst nicht besser.

Die Wissenschaftler*innen haben dieses Ergebnis nun unterschiedlich bewertet. Eine Interpretation lautet, dass es ein „junges“ und ein „altes“ Alter gäbe. Das junge Alter gelte als Erfolgsgeschichte und das alte Alter werde mit der Befürchtung einer Demenz oder dem Autonomieverlust verbunden. Eine weitere Interpretation war, dass sich die Sicht auf das Alter in den letzten Jahrzehnten verschlechtert habe, die Eigensicht der „Alten“ aber gleich geblieben sei, was als eine Stabilisierung der Eigensicht zu deuten wäre.

Wenn wir uns mit dem Thema Alterssuizidalität befassen, müssen wir uns auch mit dem Altersbild, oder genauer mit dem negativen und wie in der Studie erwähnten immer negativer werdenden Blick auf das Alter beschäftigen. Wir bauchen neue Bilder über das Alter, lebenswerte Bilder über das Alter.

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