Bürgerstiftung fördert Modellprojekt

Wie aus einer Idee eine noch bessere Idee wurde

Das Hospiz St. Elisabeth Hohenlohe eröffnete vor zwei Wochen in Künzelsau, das Hospiz Stadthagen wurde gerade dem Träger übergeben, die Bauarbeiten im stationären Hospiz in Bensheim sind gut im Plan, in Pfarrkirchen stellt der Landkreis die Pläne für ein stationäres Hospiz vor. So lauten seit Jahren und bis heute die Nachrichten. Landauf landab werden neue Hospize geplant, Spenden gesammelt und Bauplanungen begonnen. Immer wieder gibt es Stimmen, die diesen Projekten skeptisch gegenüberstehen und eher davon abraten, weitere Hospize zu eröffnen.


Auch Bad Waldsee hatte seit geraumer Zeit den Plan für ein eigenes Hospiz. Aber, in der Umgebung, d.h. Ravensburg, Wangen und Leutkirch gibt es bereits Hospize. Die Bürgerstiftung der großen Kreisstadt Bad Waldsee wollte neben dem bereits existenten ambulanten Hospiz auch ein stationäres Hospiz andenken.

Ausgangspunkt der Überlegungen war 2023 wohl auch die Schließung des Waldseer Krankenhauses, die die Idee für das Hospiz befeuerte. Das Vorstandsteam der Bürgerstiftung stellte sich vor, dass im ehemaligen Klinikgebäude eventuell Räume genutzt werden. Pflegepersonal, das früher im Waldseer Krankenhaus tätig war, könnte vielleicht im Hospiz arbeiten, so die damaligen Gedanken.

Nun berichtet die Schwäbische Zeitung, dass es kein stationäres Hospiz in Bad Waldsee geben wird. Dafür allerdings ein anderes Projekt mit Modellcharakter….

Landkreis ist überversorgt

Gegenüber der Zeitung erklärte Matthias Haag, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung:  „Ein Hospiz wird es in absehbarer Zeit nicht geben, da es sich nicht realisieren lässt“ Er erläutert, dass der Landkreis Ravensburg zahlenmäßig bereits mit Hospizplätzen und Palliativbetten überversorgt ist.

Neben 10 Palliativbetten in Ravensburg verfügen die bestehenden Hospize in Ravensburg, Wangen und Leutkirch bereits über 24 Gästebetten

Matthias Haag: „Für einen Landkreis wie Ravensburg rechnet man mit 24 Betten, das sind sogenannte Bedarfszahlen. Hinzu kommen nicht allzu entfernte Hospize in Sigmaringen oder Biberach.“ Darüber hinaus gibt es sogenannte Spezielle-Ambulante-Palliativ-Versorgung-Teams. In Ravensburg ist ein solches SAPV-Team an Elisabethenkrankenhaus angesiedelt.

Palliative Geriatrie ist für mich Lebenssinn geworden

29,90 

Jubiläumsband

ISBN 978-7-83946-5275-9-6

Perspektiven der stationären Palliativpflege in Bad Waldsee

Nach den Ausführungen von Matthias Haag würde sich vor dem Hintergrund dieser Versorgungsstruktur kein Investor finden, der eine siebenstellige Summe für ein derartiges Projekt einsetzen würde.

Abbildung 1: Foto: Brigitte Göppel, Sitzung Bürgerstiftung im Rathaus

Bereits im November 2024 trafen sich auf Einladung der Bürgerstiftung, der örtlichen Hospizgruppe und des Bürgermeisters Mitarbeitende der drei in Bad Waldsee ansässigen Altenpflegeheime, des Spitals der Stadt Bad Waldsee, des Schlossparks und der Zieglerschen Anstalten.

Alle Beteiligten waren sich einig, dass Altenpflegeheime in der heutigen Situation, geprägt vor allem vom demografischen Wandel, zunehmend auf dem Weg sind, gleichsam zu Hospizen im weiteren Sinne zu werden.

Pflegekräfte stehen vor diesem Hintergrund vor besonderen Herausforderungen. Um diesen, aber auch um ihrem eigenen Berufsbild besser gerecht werden zu können, bildet die Gesundheitsakademie Weingarten Pflegekräfte in Fortbildungskursen zu Palliative-Care-Fachkräften aus. Die Bürgerstiftung Bad Waldsee und das Land werden sich die Kosten für die 160 Stunden Ausbildung für sechs Fachkräfte, d.h. zwei pro Pflegeeinrichtung, teilen.

Modellprojekt nimmt Formen an

Von besonderer Bedeutung für die Umsetzung des Vorhabens ist offensichtlich die arbeitsrechtliche Struktur hinter diesem Vorhaben.

Damit die ausgebildeten Fachkräfte sich mit entsprechendem Stundenanteil um sterbende Menschen kümmern können, werden sie im Rahmen von Minijobs beim Waldsee Hospizverein angestellt und in den Heimen eingesetzt. Weil die Höhe der Personalkosten die Möglichkeiten des Hospizvereins und der Bürgerstiftung übersteigt, hat sich die Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung mit Hauptsitz in München bereit erklärt, die Personalkosten in Höhe von 40.000 Euro zu übernehmen.

Ein Modellprojekt mit Vorbildcharakter? Nun ja, denn es fehlen bislang finanzierte Strukturen für den Aufbau von Hospiz Kultur in Pflegeheimen. Gerade sind im fränkischen Schweinfurt ebenfalls die Planungen für ein stationäres Hospiz zurückgenommen worden. In diesem Fall ist der geplante Träger, die Johanniter, abgesprungen.

Zum Weiterlesen

https://www.buergerstiftung-badwaldsee.de/projektdetails/buergerstiftung-foerdert-die-ausbildung-zu-palliative-care-fachkraeften.htmlhttps://www.schwaebische.de/regional/oberschwaben/bad-waldsee/buergerstiftung-liebaeugelt-mit-hospiz-in-bad-waldsee-1950789

Kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert