Ein letzter Gruß – Abschiedsrituale

Ein letzter Gruß: So kann man im Hospiz Abschied nehmen

Der Abschied von einem geliebten Menschen ist nie leicht. Doch im Hospiz werden besondere Rituale gepflegt, die den letzten Weg ein wenig leichter machen sollen – für die Sterbenden und ihre Angehörigen.

Im Hospiz geht es nicht nur um das Sterben, sondern auch um das Leben. Um das Leben, das war, und um das Leben, das weitergeht – in den Erinnerungen und Herzen der Menschen, die zurückbleiben.

PraxisTipp: Abschiedsrituale

Ja, es gibt einige Unterschiede in den Abschiedsritualen zwischen stationären und ambulanten Hospizen, die sich aus den unterschiedlichen Betreuungssettings und Gegebenheiten ergeben.

1. Stationäres Hospiz:

  • Gemeinschaftsrituale: Im stationären Hospiz gibt es oft fest etablierte Gemeinschaftsrituale, an denen das gesamte Team und teilweise auch andere Bewohner teilnehmen. Dazu gehört beispielsweise der “Ehrenweg”. Nach dem Tod wird der Verstorbene nicht einfach aus dem Hospiz gebracht. Stattdessen gehen Mitarbeiter und Angehörige den sogenannten Ehrenweg. Sie begleiten den Verstorbenen auf seinem letzten Gang durch das Haus, oft in Stille oder mit leiser Musik. Dieses Ritual bietet Raum für Gefühle, für Trauer und für den letzten Gruß.
  • Raumgestaltung: Der Abschied findet in der Regel im Zimmer des Verstorbenen statt, das für diesen Moment besonders hergerichtet wird, etwa durch Kerzen, Blumen, Rosenblätter oder persönliche Gegenstände. Es gibt mehr Möglichkeiten, den Raum und die Atmosphäre gezielt zu gestalten. Das schafft Momente der Stille und Würde. Eine letzte Verneigung vor dem Leben, das zu Ende gegangen ist.
  • Gemeinsames Gedenken: Es ist nicht unüblich, dass das Hospiz-Team in regelmäßigen Abständen Gedenkfeiern für die verstorbenen Bewohner abhält, um gemeinsam mit den Angehörigen Abschied zu nehmen und sich zu erinnern.
  • Erinnerungstafel und Gästebuch: Im Aufenthaltsraum des Hospizes hängt eine Tafel mit den Namen der Verstorbenen. Ein kleines Gästebuch lädt dazu ein, Gedanken und Erinnerungen zu teilen. So bleiben die Verstorbenen in den Herzen derer, die zurückbleiben.
  • Kraft der Gemeinschaft: Abschiedsrituale im Hospiz sind nicht nur für die Angehörigen da – sie geben auch den Pflegekräften Halt. In einem Beruf, der von Trauer und Verlust geprägt ist, bieten diese Rituale Momente des Innehaltens, der Reflexion und des gemeinsamen Abschieds.

2. Ambulantes Hospiz:

  • Individuelle Rituale: Da die Betreuung zu Hause stattfindet, sind die Abschiedsrituale im ambulanten Hospiz stärker an die Wünsche und Traditionen der Familie angepasst. Es gibt weniger vorgegebene Rituale, und die Gestaltung des Abschieds liegt mehr in der Hand der Angehörigen.
  • Flexibilität: Die ambulanten Hospizmitarbeiter unterstützen die Familie bei der Umsetzung der gewünschten Rituale, sind jedoch nicht immer vor Ort, wenn der Tod eintritt. Daher müssen die Rituale oft flexibler und spontan angepasst werden.
  • Nachsorgegespräche: Nach dem Tod bieten ambulante Hospizdienste oft Nachsorgegespräche oder Trauerbegleitung an, die individuell auf die Bedürfnisse der Angehörigen abgestimmt sind. Diese Gespräche können helfen, den Abschied und die Trauer zu verarbeiten.
  • Kerzen anzünden: Eine Kerze wird am Bett des Verstorbenen angezündet, oft begleitet von einem stillen Gebet oder einem gemeinsamen Moment der Stille. Die Kerze symbolisiert das Weiterleben der Seele.
  • Wäsche des Körpers: In einigen Fällen wird der Körper des Verstorbenen von den Angehörigen gewaschen und mit besonderer Kleidung bekleidet, um den Verstorbenen für den letzten Abschied herzurichten.
  • Blumen oder Tücher: Der Körper des Verstorbenen kann mit Blumen oder Tüchern geschmückt werden. Diese Gegenstände können zuvor gemeinsam mit dem Verstorbenen ausgewählt worden sein.

2. Individuelle Abschiedszeremonien:

  • Musik spielen: Lieblingsmusik des Verstorbenen kann abgespielt werden, um eine vertraute und beruhigende Atmosphäre zu schaffen.
  • Gemeinsames Singen oder Beten: Angehörige können sich um das Bett des Verstorbenen versammeln, um gemeinsam Lieder zu singen, Gebete zu sprechen oder auch einfach Erinnerungen auszutauschen.
  • Abschiedsbriefe: Angehörige schreiben Briefe an den Verstorbenen, die am Sterbebett vorgelesen und anschließend mit dem Verstorbenen beigesetzt oder auf andere Weise symbolisch “mitgegeben” werden.

3. Rituale für die Trauernden:

  • Erinnerungstisch: Nach dem Tod wird in der Wohnung des Verstorbenen ein kleiner Tisch mit Fotos, Kerzen und Erinnerungsgegenständen eingerichtet, der den Angehörigen als Ort des Gedenkens dient.
  • Symbolische Gesten: In manchen Familien wird ein Gegenstand des Verstorbenen – wie ein Schmuckstück oder ein Kleidungsstück – als Andenken behalten und in den Alltag integriert, um den Verstorbenen symbolisch bei sich zu haben.
  • Baum pflanzen: Angehörige pflanzen in Gedenken an den Verstorbenen einen Baum oder eine Pflanze, die als Symbol für das Weiterleben und die Erinnerung dient.

4. Gemeinsame Abschiedsrituale:

  • Abschiedsessen: Ein gemeinsames Essen im Kreise der Familie und enger Freunde nach dem Tod, bei dem bewusst über den Verstorbenen gesprochen und Geschichten aus seinem Leben geteilt werden.
  • Luftballons oder Lampions steigen lassen: Angehörige lassen Luftballons oder Lampions steigen, oft mit einer Nachricht oder einem Wunsch für den Verstorbenen. Dies kann in einem Garten oder einem nahegelegenen Park stattfinden.
  • Gedenkfeuer: In ländlichen Gegenden oder wenn es der Ort erlaubt, wird manchmal ein kleines Feuer entzündet, bei dem die Angehörigen persönliche Gegenstände oder Briefe verbrennen, um sie symbolisch dem Verstorbenen mitzugeben.

5. Nach dem Tod:

  • Trauerbegleitung: Nach dem Tod werden häufig regelmäßige Treffen mit einem Trauerbegleiter des Hospizdienstes organisiert, um den Verlust zu verarbeiten und den Abschied in den Alltag zu integrieren.
  • Erinnerungsbücher: Familien erstellen oft ein Erinnerungsbuch oder -album, in dem Fotos, Briefe und Erinnerungen an den Verstorbenen gesammelt werden, um diese Momente für die Zukunft festzuhalten.

Diese Rituale sind flexibel und werden an die individuellen Bedürfnisse und kulturellen Traditionen der Familien angepasst, um einen würdevollen und persönlichen Abschied zu ermöglichen.

Gemeinsamkeiten:

In beiden Settings steht der würdevolle Abschied im Mittelpunkt, wobei die Bedürfnisse und Wünsche des Verstorbenen und der Angehörigen stets oberste Priorität haben. Ob stationär oder ambulant, es wird stets darauf geachtet, dass der Abschied in einer ruhigen, respektvollen und einfühlsamen Atmosphäre stattfindet.

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