In zwei Berliner Pflegeheimen kam es innerhalb der letzten Wochen zu Corona-Infektionen und insgesamt 31 Todesfällen. Wie es dazu kam, muss natürlich überprüft und geklärt werden, doch die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci hat sehr schnell die Schuldigen gefunden. Die Senatorin sprach von „menschlichem Versagen“ und unterstellte den Pflegeheimen, dass sie das Thema Hygiene „nicht wirklich ernst nehmen“ würden. Die Pflegeverbände und die Heimleitungen sind bestürzt über diese Äußerung. Auch die Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe Nordost, Frau Natalie Sharifzadeh bezeichnet diese Äußerungen als eine Dreistigkeit. Frau Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin sagte: „Statt pauschaler Vorwürfe brauchen wir eine differenzierte Aufklärung und vor allem funktionierende und gut ausgestattete Gesundheitsämter in den Bezirken.“ Seit Monaten arbeitet das Personal am Limit und die Gesundheitssenatorin übt eine Kritik, die allein aufgrund der kurzen Zeit nicht haltbar ist. Zudem fehlt es an Unterstützung durch das Land Berlin. Es gab in der Vergangenheit häufiger Engpässe bei der Versorgung mit Masken, Handschuhen und Hauben. Es wäre Aufgabe der Senatorin, die Pflegeheime zu unterstützen.
Doch die Senatorin zieht es vor, in einem Interview für den Tagesspiegel folgendes zu äußern:
“Pflegeheime sind keine reinen Renditeobjekte, sondern sie haben Verantwortung für das Wohlergehen der Bewohner zu tragen.“ Diese Tatsache bestreitet niemand, aber Probleme in einer Pandemie zu bewältigen, das sieht anders aus.
Zumindest hat die Gesundheitsverwaltung ihre Pflegeverordnung dahingegen geändert, dass das Personal “bei körpernahen Dienstleistungen FFP2-Masken “oder andere Vorrichtungen mit mindestens gleichwertigem Fremdschutz” zu tragen haben und es wird geplant, den Berliner Pflegeheimen je Einrichtung 200 Stück FFP-2 Masken zukommen zu lassen. Warum erst jetzt?