Beschreibung
die hospiz zeitschrift – Ausgabe 104
Liebe Leserinnen und Leser,
die Hospizbewegung international hat soziale und politische Verantwortung dafür übernommen, sich in existentieller Not am Ende des Lebens für andere einzusetzen. Sie hat seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Antwort auf das leidvolle Erleben des Sterbens, v. a. in den Kliniken, gegeben. Nicht zuletzt Pflegende und Ärzt*innen leisteten sozusagen Widerstand gegen ein würdelos erlebtes Abschieben und Wegschieben. Sie setzten sich ein für Alternativen und für die Integration des Themas, für Inklusion versus Abschiebung und Verdrängung. Die vielen ehrenamtlich Engagierten in der Hospizbewegung verkörpern die soziale Zuwendung, die dringend notwendig ist, will unsere Gesellschaft nicht noch weiter zu einer ,einsamen Veranstaltung‘ werden. Der Deutsche Ethikrat beschäftigt sich mit dem Thema Einsamkeit gerade in diesem Jahr. Letztlich weist die Hospizbewegung insgesamt auf einen wichtigen Aspekt dieser Problematik. Menschen sollen womöglich nicht einsam und alleine, sondern integriert in einer Gemeinschaft sterben. Gehört das nicht zu einem würdevollen, menschlichen Sterben? Verantwortung übernehmen für sich selbst, sich zu erforschen und zu finden, ermöglicht echte Selbstbestimmung. Könnte es sein, dass wir zu viel von Bestimmen sprechen, viel zu wenig aber vom Suchen und Finden? Diese Prozesse aber sind grundlegend für eine gelingende Selbstreflexion und schließlich für fundierte Entscheidungen. Nach 30 Jahren ist sehr viel erreicht worden – und doch ist die Hospizbewegung nur ein kleiner Teil der Gesellschaft und des großen Gesundheitswesens. Politisch und gesellschaftlich muss alles getan werden, damit die Inklusion von Sterben, Tod und Trauer an allen neuralgischen Punkten zu verantwortlichem Handeln führen kann, v. a. also in den Institutionen, die 80 Prozent unserer Sterbeorte abdecken, Kliniken und Pflegeeinrichtungen.
