Hospizarbeit in stationären Pflegeeinrichtungen – ein Modellprojekt

Heinke Geiter

29,99 

Das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG), seit Dezember 2015 in Kraft, verpflichtet Altenpflegeheime zu einer Kooperation mit Hospizdiensten. Das vorliegende Projekt hat all dies aufgegriffen und zu einem Good-Practice Projekt zusammengefasst. In sechs eigenständigen Abschnitten, stellt Heinke Geiter die wichtigen Schritte vor und untermauert diese Schritte mit Beispielen aus der Praxis.

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Erscheinungsdatum: 20.03.2019
Artikelnummer: 978-3-941251-91-5-1-2 Kategorien: , ,
 

Beschreibung

Das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG), seit Dezember 2015 in Kraft, verpflichtet Altenpflegeheime zu einer Kooperation mit Hospizdiensten. Damit diese Zusammenarbeit erfolgreich und befriedigend für beide Seiten erfolgt, braucht es eine sinnvolle Vorabplanung, gute Zusammenarbeit und eine gezielte Vorbereitung auf beiden Seiten.

Das vorliegende Projekt hat all dies aufgegriffen und zu einem Good-Practice Projekt zusammengefasst. In sechs eigenständigen Abschnitten, stellt Heinke Geiter die wichtigen Schritte vor und untermauert diese Schritte mit Beispielen aus der Praxis.

Heinke Geiter spricht aus Erfahrung. Seit vielen Jahren arbeitet sie engagiert als Leiterin eines Hospizvereins und kennt die Zusammenarbeit mit Altenpflegeheimen wie kaum jemand sonst.

Ein Buch für Praktiker, das aus der Praxis entstand

 

 

Hospizarbeit in stationären Pflegeeinrichtungen – ein Modellprojekt

Heinke Geiter

304 Seiten, Esslingen 2019, der hospiz verlag
ISBN: 978-3-946527-25-1, Preis: EUR 29,99 (D) / EUR 30,90 (A)

Heinke Geiter
Dekanin i. R. und evangelische
Seelsorgerin leitet seit vielen Jahren Trauergruppen

Rezension von Univ.-Prof. Dr. Hermann Brandenburg

Heinke Geiter (2019). Hospizarbeit in stationären Einrichtungen – ein Modellprojekt. Esslingen. der hospiz verlag.

Die Autorin ist Dekanin i.R. und evangelische Seelsorgerin. Sie ist als Leiterin eines Hospizvereins engagiert, hat Trauergruppen durchgeführt, kennt die stationäre Pflege seit vielen Jahren.

Der Band umfasst 304 Seiten und muss vor dem Hintergrund der Diskussion von Advance Care Planning, Palliativpflege sowie Hospizarbeit in den Heimen verortet werden. Diese Einrichtungen sind zunehmend zu Institutionen geworden, in denen das Sterben und der Tod zu einem alltäglichen Geschehen geworden sind. Daraus erwachsen zunehmende Anforderungen an eine angemessene palliative Versorgung und den Sterbestand für die betroffenen alten Menschen – aber auch die Sorge um die Überlastung der Mitarbeiter/innen.

Damit eine gute Pflege am Lebensende gelingt sind in den Einrichtungen eine entsprechende Expertise und der Aufbau und die Weiterentwicklung einer „palliativen Kultur“ erforderlich. Dabei stellt die Zusammenarbeit zwischen den Altenpflegeheimen und den Hospizdiensten seit dem Hospiz- und Palliativgesetz vom Dezember 2015 eine Verpflichtung dar. Damit die Kooperation aber nachhaltig gelingt, sind bestimmte konzeptionelle, organisatorische und qualifikatorische Voraussetzungen zu erfüllen.

Und wie eine gute Zusammenarbeit zwischen diesen zentralen Protagonisten einer guten Pflege – eben den Heimen und den Hospizdiensten – gelingt, das steht im Zentrum der acht Kapitel, die von Frau Geiter vorgestellt werden. Der Akzent liegt vor allem auf der Sensibilisierung, Qualifizierung und Begleitung der Engagierten in den Heimen und den Hospizdiensten vor Ort.

• Kapitel 1 geht auf die Qualifizierung der ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen ein. Dabei wird die Situation im Krankenhaus wie auch im Pflegeheim durch Fallbeispiele sehr gut illustriert. Die zunehmende Ökonomisierung von Gesundheit und Pflege ist ein Aspekt, der in Statements der Praktiker/innen aufgegriffen wird. Dabei verzichtet die Autorin auf eine anklagende Haltung. Vielmehr wird in den Fallbeispielen ihr Bemühen deutlich, unterschiedlichen Positionen und Haltungen Ausdruck zu verleihen. Erkennbar wird eine tiefe Einsicht in die Problematik vor Ort. Die Fallbeispiele sind z.T. sehr bewegend und beeindrucken durch ihre dialogische Struktur. Das Kapitel schließt mit einigen analytischen Kommentaren zum Dilemma von Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit.
• Kapitel 2 thematisiert die Notwendigkeit eines Kooperationsvertrags, ein Beispiel dafür wird im Anhang abgedruckt. Es wird detailliert dargelegt, welche Aufgaben und Pflichten beiden Kooperationspartnern – sowohl den Heimen wie auch den Hospizdiensten – zukommen. Und das ist sehr wichtig, denn eine substantielle und dauerhaft wirksame Kooperation kann nur gelingen, wenn beide Parteien sich darüber im Klaren sind, was sie tun und zu lassen haben. Es ist auch wichtig, dass diese Vereinbarungen mindestens einmal jährlich reflektiert werden.
• Kapitel 3 enthält Hinweise zur Begleitung von Bewohner/innen – und zwar vom Tag ihres Einzugs an. Es macht ja wenig Sinn, wenn entsprechend qualifiziertes Personal erst am Ende des Heimlebens den Kontakt zu den Betroffenen und ihren Angehörigen sucht. Aus diesem Grunde ist der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses – auch wichtig für die Entscheidungen im Rahmen von ACP – unbedingt im Vorfeld bereits zu ermöglichen.
• Kapitel 4 wendet sich an die Mitarbeiter/innen in den Heimen. Im Zentrum einer ganzen Fortbildungsreihe stehen die eigene Betroffenheit und der Umgang mit Sterben und Tod. Für Außenstehende ist kaum begreifbar zu machen, welch hohen Belastungen die Verantwortlichen ausgesetzt sind. Ja, der Tod gehört zum Leben – und damit auch zum Leben in einer Pflegeeinrichtung. Aber die damit verbundenen Vorgänge müssen besprechbar gemacht werden, hierzu dienen die wertvollen Anregungen der Autorin.
• Kapitel 5 beschäftigt sich mit der Krisenintervention und der Palliativen Beratung. Hier wird sehr deutlich, welche Entlastung es für die Verantwortlichen vor Ort bedeuten kann, wenn jemand aus der Hospizarbeit beratend und unterstützend zur Seite steht. Die Bereitschaft, auch telefonisch in Notfällen erreichbar zu sein und durch Rat und Tat zur Seite zu stehen, ist eine große Hilfe.
• Kapitel 6 befasst sich mit der Vorsorgeplanung, die international unter dem Label „ACP“ diskutiert wird. Der Verfasser dieser Zeilen möchte seine Skepsis gegenüber einer zunehmenden Regulierung und Verrechtlichung in diesem Bereich nicht verschweigen. Umso wichtiger sind Hospizdienste und erfahrene Begleiter/innen, die genau abwägen können, was (noch) sinnvoll ist und was nicht. Das sind sehr schwierige Fragen, die ein hohes Einfühlungsvermögen, Kompetenz und sehr viel Erfahrung verlangen.
• Kapitel 7 greift noch einmal einige Aspekte auf, die auch in den Fortbildungsaktivitäten angesprochen wurden; im Vordergrund steht nun die Trauerbegleitung im Pflegeheim. Es ist ein Fortschritt, dass wir heute nicht mehr die Verstorbenen mehr oder weniger verstohlen „entsorgen“, sondern viel offener mit dieser Thematik umgehen. Und es ist eine Aufgabe der Heime an dieser Stelle auch auf die häufig überforderten Angehörigen fachlich und menschlich angemessen eingehen zu können. Wir erleben das nicht selten, dass Angehörige völlig verzweifelt sind. Und das müssen nicht unbedingt jene sein, die ein gutes und enges Verhältnis zu den Verstorbenen hatten. Nicht selten stellen jene Angehörigem die größte Herausforderung dar, die eigentlich nur am Rande involviert waren.
• Kapital 8 enthält überwiegend geistliche Impulse, die aber nicht zwingend nur durch eine Theologin bzw. einen Theologen verbalisiert werden müssen. Bei der Ansprache für eine Trauerfeier im Pflegeheim muss auch nicht unbedingt die Leitung das erste oder letzte Wort haben. Auch Mitarbeiter/innen ist zuzutrauen, dass sie die richtigen Worte finden werden. Hinweise für die entsprechenden Formulierungen finden sich in diesem abschließenden Kapitel

Fazit: Der Rezensent ist es gewohnt wissenschaftliche Arbeiten einzuschätzen. Aber die Wissenschaft verfügt häufig nicht über eine Sprache, die der Sache angemessen ist. Diese Sprache ist hier zweifellos gefunden worden. Die Autorin schildert ganz einfach eigene Erlebnisse, berichtet über Gespräche mit Betroffenen. Ihre Aussagen sind sowohl theoretisch wie auch praktisch fundiert. Erwähnt sei nur ihr Hinweis auf die Trinkproblematik bei Sterben: Diese sterben nicht, weil sie nicht trinken, sondern sie trinken nicht mehr, weil sie sterben! Daher ist der Hinweis auf die Befeuchtung der trocken gewordenen Lippen nicht unwichtig, den der alte Hausarzt in diesen Situationen immer parat hatte. In Zeiten der Hochleistungsmedizin müssen wir uns dieser Dinge wieder neu erinnern. Das Buch von Frau Geiter leistet dazu einen sehr wichtigen Beitrag. Es sei allen empfohlen, die auch nur im Entferntesten mit der Hospizarbeit zu tun haben. Das sind die Angehörigen, die Pflegenden, auch die Betroffenen selbst. Die wissenschaftlichen Profis werden das Buch in der Regel nicht zur Kenntnis nehmen, Träger- und Verbandsvertreter vielleicht auch nicht. Und wenig kann ich mir vorstellen, dass die Politik diese Arbeit zur Kenntnis nimmt. Das ist ein Verlust, den ich sehr bedaure. Ich wünsche dieser Schrift eine breite Resonanz in der Öffentlichkeit und bei allen, die mit dieser Thematik befasst sind.

Rezensent: Univ.-Prof. Dr. Hermann Brandenburg
Lehrstuhl für Gerontologische Pflege, Pflegewissenschaftlichen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
E-Mail: hbrandenburg@pthv.de