Beschreibung
Anna Rosenkranz stirbt in einem Husumer Pflegeheim. Mit etwas über vierzig Lebensjahren ist sie für’s Sterben eigentlich noch viel zu jung. Der Zufall deckt auf, dass sie keines natürlichen Todes gestorben ist. Womöglich ein assistierter Suizid? Anna Rosenkranz, die einst von einer Karriere als Tänzerin auf internationalen Bühnen träumte, haderte angesichts gravierender gesundheitlicher Probleme mit dem Leben. Ebenso zauderten die Menschen um sie – hilflos und einsam vor der Aufgabe, mit der Lebensrealität von Anna Rosenkranz umzugehen.
Mit ihrer Tochter Helene Rosenkranz, die sie alleine großgezogen hat, verbindet sie ein ambivalentes Verhältnis. Ein Motiv? Oder brachten Überlastung und Alltagsroutine bei den Pflegern hinreichende Gründe hervor? Was tat der Heimleiter, der vor allem ökonomische Interessen verfolgte? An die Seite von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gesellt sich in Oxymoron eine menschenfreundliche Leichtigkeit, die mit Schalk und neuen Bildern von Sterben und Tod tradierte Klischees und überzeichnete Ängste enttarnt.
Bei den Ermittlungen kommen die unterschiedlichen Facetten von „Hilfe“ ans Licht. Für die Leserschaft werden die konträren und streitbaren Meinungen zum Thema sichtbar. Mord steht vermeintlich hehren Zielen von Selbstbestimmung und autonomer Lebensführung gegenüber.
Das erlösend Leichte, die scheinbare Harmlosigkeit und Betulichkeit des „sanften Entschlafens“ wird als harte Grausamkeit gewaltvoller Tötung entlarvt.
Oxymoron setzt die Debatten um den (ärztlich) assistierten Suizid in den Rahmen eines Krimis und lotet Positionen und Grenzen aus. Keine Lösungen und Eindeutigkeiten stehen auf der Agenda, sondern freundliche Nachdenklichkeiten über die Lesarten von Selbstbestimmung und Solidarität unter heutigen gesellschaftlichen Bedingungen.
Oxymoron
Oder: Der Tod der Anna Rosenkranz
Christine Bruker, Christoph Schmidt
282 Seiten, kartoniert, Esslingen 2016, der hospiz verlag
ISBN: 978-3-941251-93-9, Preis: Euro 14,99 (D)/Euro 15,30 (A)