Stufenmodell in Palliativversorgung

Stufenmodell in der Palliativversorgung schmälert Lebensqualität nicht

Studien belegen, dass eine frühzeitige Palliativversorgung, die ab dem Zeitpunkt der Diagnose einer fortgeschrittenen Krebserkrankung in die onkologische Versorgung integriert wird, die Ergebnisse für Patienten und Betreuer verbessert. Das erfolgreiche Pflegemodell kann aber aus Mangel an Personal nicht immer umgesetzt werden.

Ein Team um Prof. Dr. Jennifer Temel von der Harvard Medical School in Boston hat daher ein abgestuftes „Stepped-Care-Modell“ entwickelt und in einer randomisierten Studie untersucht. Das Modell sieht vor, dass Patientinnen und Patienten ihrer individuellen Verfassung entsprechend medizinisch betreut werden, jedoch im Gegensatz zur Standardversorgung nicht starr nach Plan alle vier Wochen Besuch von einem Palliativmediziner erhalten. Vielmehr werden die Betroffenen überwacht und zu einer intensiveren Betreuung mit mehr Besuchen hochgestuft, sobald ihre Lebensqualität abnimmt.

Die Forschenden wiesen 507 Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom nach dem Zufallsprinzip entweder dem zu untersuchenden Stepped-Care-Modell oder der generellen Palliativversorgung zu. Das gestufte Modell führte nach 24 Wochen im Schnitt zu deutlich weniger Besuchen als das Standardvorgehen (2,4 vs. 4,7). Die Lebensqualität der Kranken verschlechterte sich dadurch nicht (im Mittel 100,6 vs. 97,8 Punkte im FACT-L*-Score). Auch weitere von Patienten berichteten Themen zu depressiven Symptomen, dem Verständnis klinischer Prognosen und die Kommunikation über die Pflege am Lebensende unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. Mit dem Stepped-Care-Modell verbrachten Betroffene zudem deutlich weniger Tage im Hospiz als Teilnehmende der Vergleichsgruppe (19,5 vs. 34,6 Tage).

„Unseres Wissens nach ist dies die erste randomisierte Studie, die nachweist, das eine auf die Bedürfnisse des Patienten zugeschnittenen Palliativpflegestrategie in der Lage ist den Personalaufwand zu optimieren“, sagte Temel, Co-Direktor des Cancer Outcomes Research and Education Program, klinischer Direktor der Thoraxonkologie am Massachusetts General Hospital.

* Functional Assessment of Cancer Therapy –Lung

Zum Weiterlesen:

Quelle: Temel JS et al. JAMA 2024; 332: 471-481; doi: 10.1001/jama.2024.10398

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