Zahl der Suizide gestiegen

Zahl der Suizide in Deutschland leicht gestiegen

Jeder 100. Todesfall in Deutschland ist ein Suizid. Im Jahr 2023 starben rund 10 300 Menschen durch Suizid, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des weltweiten Präventionstages gegen Suizide am 10. September mitteilt. Das waren mehr als dreimal so viele Todesfälle wie beispielsweise in Folge von Verkehrsunfällen.

Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl der Suizide damit leicht zu (+1,8 %, rote Kennung), gegenüber 2019 mit dem historischen Tiefststand von gut 9 000 Fällen (grüne Einfärbung) betrug der Anstieg 14 %. Dennoch ist die Zahl der Suizide immer erheblich niedriger als zu Beginn der Zeitreihe im Jahr 1980 mit 18.450 Fällen.

Vor dem Hintergrund der nun wieder ansteigenden Zahl der Menschen, die sich das Leben genommen haben, plädiert der Leiter des Nationalen Präventionsprogramms für mehr Hilfe für von Suizidgedanken Betroffene.

Mehr Männer als Frauen, mehr Ältere als Jüngere betroffen

Über alle Altersgruppen hinweg begehen Männer deutlich häufiger Suizid als Frauen. 2023 betraf dies knapp 75% (ca. 7.500 Fälle) Männer und 24% Frauen (ca. 2.800).

Sieht man auf die Fallzahlen einzelner Altersgruppen, war die Zahl der Suizide unter jungen Menschen mit ca. 200 Fällen deutlich rückläufig. Dennoch zählt der Suizid bei den jüngeren Menschen zu den Haupt Todesursachen, noch vor Verkehrsunfällen und onkologischen Ursachen. Bei den hochaltrigen mit 85plus haben sich hingegen die Fallzahlen im Vergleich zu den Zahlen der 2.000er Jahre mehr als verdoppelt. Dazu muss man wissen, dass sich die Zahl der hochaltrigen laut Destatis in den letzten Jahren mehr als verdoppelt hat.

“Suizide sind vermeidbar”

Anlässlich des Präventionstags am 10. September erklärte Barbara Schneider vom Nationalen Suizidpräventionsprogramm: “Die Anzahl der Suizide ist nicht naturgegeben, sondern eine beeinflussbare Größe, die von vielen Einflüssen abhängt.” Ein Faktor sei die Art und Weise wie der Suizid verstanden und wie über ihn gesprochen werde.

Auch der Leiter des Programms, Reinhard Lindner, betonte, “dass bei Suizidalität Hilfe möglich ist und ein Suizid vermeidbar. Dafür braucht es Wissen und aktive Initiativen und Veränderungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen.” Es gehe darum, von einer Kultur des Schweigens und des mangelnden Verständnisses zu einer Kultur der Offenheit, des Mitgefühls und der Unterstützung überzugehen.

Bereits im Mai 2024 hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Nationale Suizidpräventionsstrategie der Bundesregierung vorgestellt. Der SPD-Politiker kam damit einer Forderung des Bundestags nach.

So sollen unter anderem eine bundesweite Koordinierungsstelle für Beratungs- und Kooperationsangebote, eine zentrale deutschlandweite Krisendienst-Notrufnummer sowie Schulungen für Fachkräfte in Gesundheitswesen und Pflege geschaffen werden. Auch die Forschung zu Suizidversuchen und Suiziden soll ausgebaut werden. Die Strategie stützt sich unter anderem auf Empfehlungen aus Wissenschaft, Politik und von Beratungsstellen.

Darüber hinaus plädiert der Minister für “methodenbegrenzende” Maßnahmen, also Zugangsbeschränkung zu Mitteln und Orten für einen Suizidversuch, darunter Gleisanlagen, Brücken oder Hochhäuser. Geprüft werden soll auch die Einrichtung eines pseudonymisierten Suizidregisters – unter anderem, um Risikogruppen leichter zu erkennen.

Nötig seien Bundesmittel von mindestens 20 Millionen Euro. Bestehende niedrigschwellige Hilfsangebote wie die Telefonseelsorge oder die Online-Suizidprävention für junge Menschen “U25” seien überlastet, so die Experten.

Zum Weiterlesen:

Statistisches Bundesamt: https://shorturl.at/Ngq5D

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